St. Martin verhalf dem Refrather Karnevalszug zum Durchbruch

Friedrich Trompertz erinnert sich

KG für uns Pänz e.V. Refrath

Wie bei vielen Erfolgsgeschichten, so war auch der Beginn des Refrather Karnevalszuges unscheinbar und versprach in keiner Weise, zu heutiger Größe heranzuwachsen.
Waren es zu Beginn der 60er Jahre vereinzelte Klübchen und Fastelovendsjecke, die in ihrer Nachbarschaft in Alt-Refrath und anderen Siedlungsbereichen Refraths von Kneipe zu Kneipe zogen, so waren es 1964 auch nur wenige junge Burschen, die „aus Spaß an der Freud“ um die Häuser zogen und Karneval feiern wollten. Von einem Zug träumten diese Refrather Jungs, aber wie sie ihn auf die Beine stellen sollten, das wußten sie nicht so recht.

Nachdem es auch Karneval 1965 nur zu rudimentären Ansätzen eines Zuge kam, bahnte sich im Herbst des selben Jahres bei einem Gespräch mit unserem ehemaligen Lehrer, Rektor Poppe, eine große Chance für „unseren“ Zug an.

Rektor Poppe bedauerte in diesem Gespräch, daß es in diesem Jahr keinen Martinszug geben würde, da kein Pferd und auch kein St. Martin zur Verfügung stünde.
Ich dachte gleich, wenn wir den Kindern zu Karneval Freude bereiten wollen, warum nicht auch einen Martinszug organisieren. Zusammen mit meinen Freunden sammelten wir Geld für hunderte von Weckmännern. Das Pferd bekamen wir von Theo Kolter, es wurden zwei Musikkapellen verpflichtet und viele Helfer bauten ein riesiges Martinsfeuer auf. Ich durfte den St. Martin darstellen. Es war ein einmaliges Erlebnis, hunderten von Kindern in ihre hell leuchtenden Augen zu schauen. Rektor Poppe und Pfarrer Hawig waren überglücklich und versprachen mir, im kommenden Jahr sowohl mit den Schulkindern als auch mit der katholischen Jugend aktiv an einem „richtigen Karnevalszug“ in Refrath teilzunehmen. Das war eigentlich der Durchbruch zur offiziellen Anerkennung.

Dem hillijen Zinter Mätes sei Dank!

Sofort gingen wir an die Planung. Zu den ersten Organisatoren gehörten Jakob Regh, der Wirt unserer Stammkneipe „Pappelhöfchen“, Peter Wassweiler, Toni Weber, Richard Vierkotten und Heinz-Willi John. Den Slogan „Für uns Pänz“ steuerte Franz Peter bei.

Karneval 1966 ging dann der erste „richtige“ Zug vom Pappelhöfchen bis zur Gaststätte „Im Schlauch“ im Vürfels.
Im folgenden Jahr ging der Zug dann schon bis zur evangelischen Kirche im Vürfels. Erstmals hatte Refrath auch einen Prinz Karneval, Franz Schmück, dem die Jecken zujubelten.

Im Jahr 1968 stellten die Idealisten des Stammtisches, die bis dahin den Zug organisiert hatten, das Unternehmen auf eine feste Grundlage und gründeten die Interessengemeinschaft Refrather Karnevalszug „Für uns Pänz“. Da wir nur wenige Mitglieder hatten, waren wir auf Spenden angewiesen und erhielten erstmalig einen Zuschuß von der Stadt Bensberg. Die Geschäftsstelle wechselte vom „Pappelhöfchen“ in die Gaststätte „Brücker Bach“, deren Wirt ich zu dieser Zeit war. In 24 Gaststätten in Refrath stellten wir Sammelbüchsen auf, die monatlich von Toni Weber geleert wurden. Die refrather Bevölkerung und viele Geschäftsleute und Unternehmer hatten ein offenes Herz für unser Vorhaben und spendeten großzügig.
Die Organisation des Zuges wurde immer professioneller. Zugleiter wurde Fritz Popp, die gesamte Organisation des Zuges wurde mir übertragen, wobei mir alle Beteiligten immer mit Rat und Tat zur Seite standen.

 

1968 wurde der Zugweg so verändert, daß der Zug nun über die Straßen In der Auen, Vürfels, Siebenmorgen, Dolmanstraße, Junkersgut, Bernhard-Eyberg-Straße zurück zur Straße In der Auen fast durch den gesamten Ort zog.

Nach dem ersten Prinzen 1967 gab es 1968 mit Peter Wassweiler (Prinz), Heinz-Willi John (Bauer) und Margot John (Jungfrau) in Refrath zum ersten Mal ein Dreigestirn.

Einen Wunsch habe ich mir erfüllt: ich wurde bei allen nachfolgenden Dreigestirnen Prinzenführer. Besonders stolz war ich, als ich unseren treuen Freund Toni Weber gegen immensen Widerstand als Prinz durchboxte. Toni hatte schon als Junge ein Bein verloren und war somit von vielen unserer Jugendaktivitäten ausgeschlossen. Aber warum sollte er, der sich so eifrig für den Karnevalszug einsetzte, nicht auch einmal im Mittelpunkt seines Heimatortes stehen? Gemeinsam mit Fritz Grünberg als Bauer und Hilde Grünberg als Jungfrau stellte Toni Weber 1969 einen strahlenden Prinzen im Dreigestirn dar. Mit einem Kranwagen wurde er auf den Prinzenwagen gehoben und feierte mit den Refrather Fastelovendsjecken einen herrlichen Karneval.

Ursprünglich war die Aufstellung des Zuges in der Straße Im Hilgersfeld. Da der Zug durch die Teilnahme fast aller Refrather Vereine, Stammtische usw. immer länger wurde und auch die Straßenbahnen, die die Straße In der Auen überquerte, in immer kürzeren Abständen fuhr, mußten wir die Zugaufstellung 1969 in die Ackerstraße verlegen.

Nachdem ich beruflich ins Ausland gegangen war, übernahm Peter Eck, der auch vorher schon in der Interessengemeinschaft mitgearbeitet hatte, gemeinsam mit Jakob und Toni Niedenhof die Verantwortung für den Karnevalszug. Mit großem Erfolg und Einsatz führten sie, unterstützt von vielen Freunden, die IG „Für uns Pänz“ bis zum Jahre 1994 weiter und gaben nun nach fast 30 Jahren die Verantwortung in Jüngere Hände weiter. Der Initiative von Kaplan Dr. Wolfgang Fey sowie einigen Freunden aus den Refrather St. Georgs Pfadfindern und der Katholischen Jugend ist es zu verdanken, daß 1994 aus der IG eine KG „Für uns Pänz“ wurde, die bis heute das Karnevalsgeschehen in Refrath mit prägt und vor allem für die Finanzierung und Organisation des Refrather Karnevalszuges sorgt. So wie in den Anfängen findet heute die KG „Für uns Pänz“ viele Refrather Bürger und Geschäftsleute, die den Zug und damit „uns Pänz“ nach Kräften unterstützen. Diese großzügigen und selbstlosen Spenden haben es ermöglicht, unseren Pänz in Refrath vierzig Jahre lang den Karnevalszug gehen zu lassen, an dessen Wiege St. Martin stand.

Ich wünsche allen Aktiven der KG sowie allen Refrather Fastelovendsjecken eine schöne und erfolgreiche Session 2004

Räfed Alaaf
Euer Friedrich Trompertz genannt Pfiffi